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Autor



Jochen Stanzl
Chef-Marktanalyst
CMC Markets

CMC Markets Germany GmbH
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60311 Frankfurt
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Der DAX hat die nächste Hürde und das Zinsgespenst Reißaus genommen

11.11.2022
Die Anleger, die Anfang Oktober gut 2.000 Punkte tiefer in den Deutschen Aktienindex eingestiegen sind, wurden gestern für ihren Mut belohnt. Der Gipfel der Inflation in den USA ist vorläufig erreicht. Im Gegensatz zur 1.500-Punkte-Rally des DAX im Sommer war ihr Timing dieses Mal richtig.

Viele Notenbanker dürften die plötzliche Euphorie der Anleger allerdings mit Argusaugen beobachten. Ihnen ist nicht daran gelegen, dass der Markt nun damit beginnt, das Thema Inflation zu Grabe zu tragen. Denn steigende Vermögenspreise schüren ihrerseits die Inflation, und der Kampf der Zentralbanken gegen sie ist noch lange nicht beendet. In den nächsten Stunden und Tagen könnte die Geldpolitik deshalb versuchen, dem Markt wieder etwas den Wind aus den Segeln zu nehmen. Sie könnte dabei argumentieren, dass eine Kerninflation von 6,3 Prozent immer noch zu hoch ist und läge damit sicherlich auch richtig.  Wenn der Preisauftrieb aber in den kommenden Monaten weiter an Fahrt verliert – und diese Zukunft preist der Markt jetzt ein – werden sowohl die Europäische Zentralbank als auch die US-Notenbank spätestens im Frühjahr eine Pause im Zinserhöhungszyklus einlegen. Die Spitze des US-Leitzinses wird nach den Verbraucherpreisdaten von gestern wieder bei fünf und nicht mehr bei 5,25 Prozent gesehen. Eingepreist ist ein 50-Basipunkte-Zinsschritt im Dezember, gefolgt von je 25 Basispunkten im Februar und März. Gestern hat das Zinsgespenst erst einmal Reißaus genommen, was vor allem die Technologieaktien nach oben getrieben hat. Im DAX ist aus charttechnischer Sicht nun Platz bis 14.938 Punkte, wenn sich der Markt über 14.074 Zählern hält. Die Pessimisten der vergangenen Monate und Leerverkäufer wurden von der gestrigen Marktreaktion kalt erwischt. Die Kursgewinne vor allem im Nasdaq 100 haben alle statistisch erwartbaren Limits überschritten. Solche Anstiege lassen sich im Vorfeld kaum planen. Sie haben dann versucht, das Schlimmste zu verhindern, indem sie so schnell wie möglich ihre Positionen zurückkauften. Diese Eindeckungskäufe geschehen zu jedem verfügbaren Kurs – Hauptsache, der Verlustbringer ist aus dem Depot. Tatsächlich sprangen die Kurse gestern so schnell, dass es um die Zeit der Veröffentlichung der Daten zu Kurslücken kam. Kurse wurden also übersprungen und wer schnell aus dem Markt wollte, musste sich zu weit höheren Kursen eindecken, als das in einem normalen Markt der Fall gewesen wäre. Hier gab es gestern bei den Leerverkäufern in Sekundenbruchteilen massive Verluste.


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